Bei Bernd Alois Zimmermann sind intellektuelle und künstlerische Standortbestimmung eng aufeinander bezogen, bleiben aber gleichwohl eigenständig. Dies äußert sich auch in seiner umfangreichen Publikationstätigkeit als Autor. Wie viele andere Komponisten der Zeit sah sich Zimmermann immer wieder veranlasst, in Essays und Werkkommentaren zu seinen Kompositionsverfahren, seinem geistesgeschichtlichen Hintergrund, aber auch zu allgemeinen Entwicklungen des Musiklebens der Nachkriegszeit Stellung zu beziehen. Weniger bekannt als diese Texte, die 1974 von dem Musikjournalisten und Dramaturgen Christof Bitter in der ebenso einschlägigen, verdienstvollen wie textkritisch überaus problematischen Sammlung Intervall und Zeit
herausgegeben wurden, ist seine bereits viel früher einsetzende Tätigkeit als Konzertrezensent für diverse Tageszeitungen vor allem im Kölner Raum.
Die Notwendigkeit, eine Invektive zu verfassenMelos 11 (1967), Akademie der Künste, Berlin, Bernd-Alois-Zimmermann-Archiv, Nr. 1.62.242.1-2, mit frld. Genehmigung AdK Berlin
Die Edition der Schriften Zimmermanns erfasst sämtliche publizierten wie bislang unpublizierten Texte des Komponisten, darunter alle Konzertkritiken, Aufsätze, Kommentare zu eigenen Werken, Studienarbeiten sowie sein Tagebuch. Grundlage der Ausgabe ist die nahezu vollständige Sammlung der Schriften im Bernd-Alois-Zimmermann-Archiv der Akademie der Künste, Berlin.
Geplant sind eine digitale Edition der Schriften sowie eine gedruckte Ausgabe in zwei Bänden. Die Printedition bietet die Texte in einer Lesefassung chronologisch geordnet. Einzelstellenkommentare unterstützen die inhaltliche Erschließung der Texte, ohne der Interpretation vorzugreifen. Die textkritischen Anmerkungen legen Rechenschaft über editorische Eingriffe oder unsichere Lesarten ab. Sie sind in den gedruckten Bänden in einer reduzierten Fassung verfügbar. Die digitale Edition präsentiert den textkritischen Apparat in vollem Umfang, erlaubt die Sortierung der Texte nach Entstehung oder Textsorte und bietet Zugang zu den zugrundeliegenden XML-Dateien sowie, wenn möglich, zu den Quellenscans. Ein Register zeigt auf Wunsch beispielsweise die genannten Personen, Orte, Werke und Institutionen an. Im Laufe der Editionsarbeit sollen zentrale Begriffe ausgezeichnet und die Übernahme von Textbausteinen kenntlich gemacht werden. Eine Vernetzung der Schriften mit den Briefen geht damit einher.
Da der größte Teil der Texte in Maschinenschrift vorliegt, erfolgt die Transkription der Schriften auf Basis der Optical Character Recognition (OCR). In Zusammenarbeit mit dem an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten DFG-Projekt OCR-D konnte hierfür im Rahmen eines Kurationsprojekts ein auf die Quellen abgestimmtes OCR-Verfahren (Bildvorverarbeitung, Seitensegmentierung, Texterfassung und Textkorrektur) entwickelt werden. Zur Auszeichnung und Kommentierung der Schriften werden projektspezifische Editionsrichtlinien entwickelt, die den Codierungsrichtlinien der Text Encoding Initiative folgen.