Editionsgrundsätze

Die Edition präsentiert einen kritisch geprüften Notentext der letzten vollständig abgeschlossenen Fassung des Werks, in bestimmten Fällen auch von mehreren verschiedenen Fassungen. Dabei wird der Edition in der Regel eine einzige Hauptquelle zugrunde gelegt, bei schriftlichen Quellen ist dies üblicherweise das Autograph, bei inhaltlicher Notwendigkeit der Erstdruck, wenn keine werkbezogenen Ausnahmen eine andere Entscheidung im Einzelfall bedingen. Bei nicht-schriftlichen Quellen (Zuspiel-, Materialtonbänder, Filmsequenzen) wird in der Regel das von Zimmermann selbst erstellte oder autorisierte Zuspielbandtonband bzw. die Filmspur in ihrer letzten Fassung als Hauptquelle herangezogen. Bei Werken mit schriftlichen und nicht-schriftlichen Quellen ist auf die Zusammengehörigkeit der Quellenbasis zu achten. Auf eine grundsätzliche Quellenmischung mehrerer, als gleichwertig angesehener Quellen wird verzichtet. Es ist, auch bei Fehlen von Autograph und Erstdruck, immer eine Hauptquelle zu bestimmen, der die Edition grundsätzlich folgt.

Alle editorischen Eingriffe in Noten- und Worttext werden im Rahmen der Editionsrichtlinien transparent gemacht oder in Form textkritischer Anmerkungen dokumentiert. Philologisch unauflösbare Widersprüche im zu edierenden Werk werden in der neu gesetzten Partitur beibehalten und als Textprobleme graphisch hervorgehoben. In der Regel werden im Fußnotenbereich der Partitur hierzu Ausführungsvarianten vorgeschlagen, eine detaillierte Diskussion erfolgt im Kritischen Bericht.

Skizzen

Auf eine Edition von Skizzen wird verzichtet, editionsrelevante Skizzen sind als Digitalisate in der digitalen Edition einsehbar.

Fassungen

Verschiedene Fassungen eines Stücks werden in die Edition aufgenommen, wenn diese signifikant voneinander abweichen und von Zimmermann zum Zeitpunkt des jeweiligen Kompositionsabschlusses als definitiv angesehen wurden bzw. zur Aufführung gebracht wurden. Ist die letzte Fassung eines Werkes unvollständig ausgeführt oder überliefert, so wird die letzte vollständige Fassung in die gedruckte Edition aufgenommen. Von der Hauptquelle lediglich abweichende Abschnitte autorisierter Werkfassungen (bspw. geänderte Schlüsse) werden im Notenanhang der Editionen mitgeteilt.

Klavierauszüge

Klavierauszüge werden nicht erstellt und die nicht von Zimmermann stammenden Klavierauszüge der Oper Die Soldaten und des Requiem für einen jungen Dichter werden in der BAZ-GA nicht ediert. Zimmermanns eigene Klavierauszüge werden in der Regel in der digitalen Edition wiedergegeben.

Aufgriffe aus fremden oder eigenen Werken

Über Aufgriffe aus fremden oder eigenen Kompositionen (Entlehnungen, Zitate etc.) informiert die werkspezifische Einleitung. Bei der Edition bleibt die Ausführung der betreffenden Stelle in der Hauptquelle des zitierenden (nicht des zitierten) Werks entscheidend.

Umgang mit Worttext

Worttexte, zum Beispiel auch Bestzungsliste, Spielanweisungen etc., werden als integraler Bestandteil der kompositorischen Arbeit aufgefasst und ebenfalls kritisch ediert. Historische Orthographie, regelmäßig wiederkehrende Schreibeigenheiten Zimmermanns sowie die originale Zeichensetzung werden dabei in der Regel erhalten. Standardisiert und gemäß heutiger Rechtschreibung wiedergegeben werden Werktitel und Zwischentitel, über die originale Gestalt informiert der Kritische Bericht (Quellenbeschreibung). Zu weiteren, je nach Textsorte leicht abweichenden Standardisierungen s. die Ausführungen zu Worttext im Kap. Hinweise zur Gestaltung der Musikedition. Die Reihenfolge von werkspezifischen Zusatztexten (Widmung etc.) wird vereinheitlicht, allerdings wird die Positionierung innerhalb der Hauptquelle im Kritischen Bericht (Quellenbeschreibung) genannt.

Die nicht vertonten Dialogtexte bei Rundfunk- und Bühnenarbeiten sind nicht Teil der Edition.

Nachträgliche Forschungsergebnisse

In seiner digitalen Gestalt wird der textkritische Apparat offengehalten für Veränderungen, Korrekturen, spätere Quellenfunde und weitere nachträgliche Forschungsergebnisse, wie sie sich gerade in einem intern so stark vernetzten Gesamtwerk wie demjenigen Zimmermanns in besonderem Maße ergeben. Auf diese Weise können Erkenntnisse aus später bearbeiteten Werken immer noch in früher edierte einfließen.